Freitag, 9. Dezember 2011

Gelobtes Land, geknechtetes Land (Tibet)

Hallo alle miteinander. Wir melden uns diesmal aus Kathmandu, der Nepalesischen Hauptstadt, wo es wieder freies Internet gibt und wir deshalb unseren Blog wieder selber bearbeiten (und ansehen können).

Wie ihr sicher alle wisst haben wir die letzte Woche in Tibet verbracht, einem sehr hohen und sehr sehr kalten Fleckchen Erde! Wie beim letzten Post bereits angekündigt, ging alles glatt und wir konnten die Reise nach Tibet in geplanter Art und Weise antreten. Schon alleine die Zugfahrt ist wunderschön. Diese dauert ca. 44h, also zwei Nächte und man fährt auf über 5.000m Höhe rauf. Wir waren alle gespannt wie es uns dabei geht, wenn man aber genug trinkt, dann funktioniert das ganz gut, aber spüren tut man die Höhe auf alle Fälle!

 
Unser 6er Abteil

 
Blick aus dem Fenster mit lustigem Schatten!

In Lhasa angekommen haben wir uns ein günstiges Zimmer gesucht und gefunden, leider ein bissl sehr sehr...., sehr sehr sehr kalt,
echt sehr kalt!

Das war übrigens der "Ausblick" aus unserem Zimmer, getrocknetes rohes Fleisch :-)

Aber es war das günstigste und sauberste Zimmer das wir finden konnten und auch die anderen in unserer Gruppe bervorzugten den guten Preis (ca. 3€/Person).  Am nächsten Tag haben wir uns aufgemacht und den Potala Palace erkundet, wahrscheinlich die wichtigste Buddhistische Stätte der Wetl, das ehemalige Domizil der Dalai Lama! Der aktuelle Dalai Lama lebt ja im Exil, also in Indien da die Geschichte zwischen China und Tibet ja nicht gerade die einfachste ist...

Blick vom Potala Palace über die Stadt Lhasa

Affi wollte unbedingt wieder mal mit aufs Bild und springt einfach rein...

Ebenfalls Potala Palace


Das ist eine als Museumsstück restaurierte originale tibetische Toilette:-) Ohne Scherz!

Wir haben übrigens noch nie ein Land gesehen wo die Menschen so gläubig sind wie hier. Den ganzen Tag rennen die Menschen um die diversen heiligen Stätten, in sogenannten Koras.
 

Manche legen die kompletten Wege in einem abwechslenden "Hinlegen, Arme nach vorne, Aufstehen, bis zur Stelle wo die Finger reichten gehen, wieder hinlegen und Arme nach vorne,..." zurück um ihre volle Demut auszuleben. Das alles fürs Gute Karma, welches für den Buddhismus essentiell ist.


Es gibt ca. 3-4 Koras in Lhasa, von einer Umrundung eines einfachen Tempels bis zur Umrundung der halben Stadt, und diese Wege sind voll mit Menschen, den ganzen Tag!

Pilger und andere...

Nein, kein Überbleibsel aus den 40er Jahren. Im Buddhismus gibt es dieses Zeichen schon seit über 2000 Jahren. Es wurde vom bösen Onkel nur misbraucht.

Wie gesagt, sehr gläubig sind die Tibeter und voller Demut, daher verwenden sie eigentlich seit hunderten Jahren keine Waffen mehr um sich zu verteidigen. Dies macht es umso leichter für große Nachbarstaaten wie China zu sagen: "Tibet gehört zu China, darum machen wir dort unsere Gesetze und überhaupt was wir wollen..." Ja, und so wird Tibet ziemlich unterdrückt, echte Chinesen mit Geld in die Tibetische Region gelockt, um sich dort auch kulturell zu vermischen. Sogar in die Nachfolge der heiligen Lamas (was eigentlich durch Reinkarnation geschieht) mischt sich die (offiziell atheistische!!) Regierung ein.
Kurz gesagt, ein Volk, wo das religiöse Oberhaupt auch Staatsoberhaupt war, wird nun von einer kommunistischen, atheistischen Regierung geführt. Gegensätzlicher geht es wohl nicht.

Natürlich führt da immer wieder zu Spannungen, oft zwischen Mönchen und der Polizei, und manchmal entlädt diese sich in Gewaltaktionen wie zur Zeit vor den olympischen Spielen in Peking. Hervorgerufen auch durch Touristen die sich auf die Seite Tibets stellen und Flagge zeigen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Tibetische Flagge ist nun generell verboten in Tibet!

Unser Guide mit dem Namen Lobsang ist echter Tibeter und vor gut 20 Jahren auch nach Indien geflohen zum Dalai Lama. Dort hat er für 11 Jahre Englisch gelernt und oft mit Dalai Lama gesprochen. Dieser überredete ihn wieder nach Tibet und zur Familie zurück zu kehren, was er übrigens allen Tibetern empfiehlt.
Auf dem Rückweg wurde Lobsang von der Armee erwischt und für ca. ein halbes Jahr ins Gefängnis geteckt.

Ja, so gehts da zu in Tibet. Das ist so ein schlimmer Kontrast zwischen tausenden religösen Tibetern zu sein und gleichzeitig steht an jeder(!) Straßenecke (ca. alle 150m), in der NOCH vorhandenen tibetischen Altstadt, eine Gruppe chinesischer Soldaten mit voller Ausrüstung um alles zu Überwachen.

Aber nun genug von der politischen Geschichte. Wenn jemand interessiert ist, man kann sicher einiges auf Wikipedia recherchieren. In China geht das übrigens nicht, man erhält sowieso überhaupt keine Infos wie es auf der restlichen Welt aussieht, das haben wir erst so richtig realisiert als wir in Nepal angekommen sind.

Wir haben natürlich also noch weitere Klöster und Tempel besucht, es gibt ja noch einige. In einem davon fand gerade die sogenannte Debattierstunde statt. Da diskutieren junge Mönche über den Buddhismus und fordern sich dabei gegenseitig heraus. Überaus lustig anzusehen, was aber nur auf einem Video gut rüberkommt, daher haben wir hier versucht mal eins upzuloaden:


Unsere nächste Station war dann der Yamdrok Lake (erster Stop auf dem Friendship Highway von Lhasa nach Kathmandu) mit Aussicht auf umgebende 7000er. Der See wird auch umstrittenerweise als Wassserkraftwerk verwendet.

Was auch auffällt ist, dass wirklich überall sogenannte Prayer Flags herumhängen, wirklich überall. Wundert euch nicht wenn plötzlich mal bei uns daheim auch sowas hängt :-)


Tibeter leben sehr bescheiden, darum sind auch viele Räumen und Häuser auch im WInter nicht beheizt, so wie auch unsere... Und wenn man als Tourist irgendwo durchkommt ist das erste was kleine Kinder machen, die Hand auszustrecken und "Money" zu sagen, ohne wirklich zu wissen was das überhaupt heißt.
Trotzdem sind die Menschen hier wiedermal überaus freundlich, vorallem wenn man auf alte Tibeter trifft sieht man wie denen oft der Mund offen stehen bleibt, doch sobald man die anlächelt, strahlen sie oft richtig zurück!


unbeheiztes "Hotel" in Tingri, nur die Mongolei war kälter


Leider sind wir halt noch immer in China und deshalb ist das Sauberkeitsbewusstsein doch noch etwas eingeschränkt. Auf der Suche nach dem dreckigsten Klo haben wir dann dieses hier gefunden. Wenn das jemand übertreffen kann, nur zu :-)

Unschlagbar

Selbstbildnis von der Schönen und dem Biest auf einem der vielen Bergpässe, hier sogar der höchste Punkt der Reise!

GPS Bestätigung am Gyatse La Pass.

Dann, am 5. Tag unserer Reise durch Tibet sind wir dann schon um 3:30 in der Früh aus den Federn um die 3,5h Strecke zum Mt. Everest Base Camp mit unserem 19 Sitzer in Angriff zu nehmen.
Manchen war diese Straße, oder auch das Essen am Vortag doch zu viel und so mussten sie sich übergeben. Wir haben 2 Stunden in der Kälte ausgeharrt um ein paar schöne Bilder vom Höchsten Berg zu machen.

Wir drei vorm Mt. Everst, tolle Belichtung oder? :-)

Nach vielen Fotos und extremer Kälte konnten wir uns im naheliegenden Kloster Guesthouse bei Tee und Frühstück aufwärmen!



So sieht der Berg dann bei vollem Sonnenschein vom Norden her aus.
  Ein sehr schöner Vormittag also am Mt. Everst Base Camp auf 5200m. Anschließend mussten wir die 3,5h wieder zurück runter um dann auch gleich, nach dem letzten hohen Pass, das Himalayagebiet zu durchschneiden und an die Nepalesische Grenze auf knapp über 2000m runter zu fahren.
Die letzten Berge vor uns, am Rand des Tibetischen Hochplateaus

Augen zu und durch! Nein Augen unbedingt auf, denn es ist unglaublich sehenswert, wie man innerhlab etwa 50km, vom Hochplateau auf durschnittlich 4000m, 100% Sonnenschein, und trockener Kälte plötzlich an der Südseite des Himalaya in eine fast tropische Landschaft eintaucht mit Nebel, Wärme und Feuchtigkeit. Eine andere Welt!

An der nepalesischen Grenze, haben wir dann noch eine Nacht übernachtet bevor es am nächsten Morgen zu Fuß über die sogenannte Friendship Bridge nach Nepal ging.

Achja, fast die ganze Route gibt es wieder als Onlinetrack nachzuverfolgen:

Heute haben wir auch wieder ein kleines Rätsel: Auf irgendeinem Bild wurde getrickst, wo und warum??

Wie gesagt, die Höhe haben wir sonst ganz gut weggesteckt bis auf ein kleines "Aber":
Mir, Gerd, war nicht ganz klar dass ein Zahn, den so manche Zahnärzte schon auf der Abschussliste stehen hatten, so auf die Höhenunterschiede reagieren kann dass man sich nur mehr wünscht, beim nächsten Strassenzahnarzt stehen zu bleiben und ihn rausreissen zu lassen. Ok, die Pakemed helfen wirklich gut und die Schmerzen waren zwischendurch auch weg. Doch ohne Grund tut ein Zahn nicht weh...

Fortsetzung folgt in Kathmandu :-)


Posted by Picasa

2 Kommentare:

  1. Griaß Eich!!!
    Freut uns dass es Euch gut geht! (Bis auf das Zahnderl...). Was mir besonders gut gefallen hat ist der Teil über das Klima vor und hinter dem Hügel. Muss voll schön sein, ein Ahaaa Erlebnis... Bumm. Freue mich das ihr wieder richtiges Internet habt, bin trotzdem auf standby für etwaige weitere Zensur-Vertretungen...
    Besagtes Foto hab ich glaub ich gefunden, enthalte mich aber - fairerweise - der Stimme.
    Dickes Busserl an Euch! Machts gut!

    Mia, Jana & der Meisi

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  2. Einfach nur geil was wir da zu lesen bekommen.
    (Bis auf das Klo)
    Auch wir haben das "falsche" Foto gefunden, werden aber aufgrund des Originalbildmaterials ebenfalls nix dazu posten, obwohl ich schon gern wieder mal einen gewidtmeten Post gehabt hätte ;-)
    Weiter Alles Gute
    die buchis

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